Ausstellung

• Fr 05 04 – So 14 07 2019 •
COPY IT: Nur für Diebe und Raubkopierer – von Büchern, Kunstwerken, Ideen...



Mit MIRJA BUSCH, ANDREAS NIEGL, KLAUS URBONS, THE RAPID PUBLISHER, RAQS MEDIA COLLECTIVE und JÜRGEN STOLLHANS

Kuratiert von Madhusree Dutta und dem Team der Akademie der Künste der Welt

Ort: Academyspace, Herwarthstraße 3, 50672 Köln
In deutscher und englischer Sprache
Eintritt frei

ÖFFNUNGSZEITEN:
5 4 – 14 7 2019
FR: 15:00 – 19:00
SA + SO: 14:00 – 18:00


Am Anfang einer jeden Evolution steht das Kopieren. Die Natur kopiert sich ständig selbst und erschafft durch die Reproduktion ihrer bewährtesten Methoden zuweilen andersartige und höher entwickelte Lebewesen. Manchmal fertigt sie auch fehlerhafte Kopien an und kreiert somit völlig neuartige Geschöpfe, die mitunter als Bedrohung für ein bereits existierendes Ökosystem wahrgenommen werden. Auch aus jeglicher Art menschlicher Zusammenkünfte und Interaktionen ergeben sich fast immer Formen des Kopierens oder Vervielfältigens von bereits Dagewesenem. Der menschliche Verstand und die mit diesem erdachten Kulturimpulse kopieren seit jeher wiederum die Natur. Die phönizischen Alphabete waren Kopien des griechischen Alphabets und sollten dieses verbessern. Auf deren Basis wiederum wurde das lateinische Alphabet als paneuropäische Kommunikationsform entwickelt, welche ebenfalls kopiert und transformiert wurde, bis sich hieraus schießlich viele heute in Europa gesprochene, vom Lateinischen abstammende Sprachen herauskristallisierten. Nicht auszumalen, wie die Geschichte der Welt verlaufen wäre, hätten die Phönizier*innen sich damals dazu entschlossen, ihr Alphabet urheberrechtlich schützen zu lassen oder die griechischen Linguist*innen dafür verschmäht worden wären, etwas weiterzuentwickeln, das sie nicht selbst erfunden hatten.

nur für Diebe und Raubkopierer - von Büchern, Kunstwerken, Ideen...
only for those who have sinned - stolen or copied books, artworks, ideas...

Im Academyspace werden Nachbildungen verschiedener Orte ausgestellt, die im öffentlichen Raum Wissen und Geschichten bewahren und verbreiten – Lagerhallen, Bibliotheken, Graffiti-Wände, Copyshops, Bars und Ateliers. Die Ausstellung würdigt somit verschiedene Ansätze, Formen und Philosophien des Kopierens sowie die dazu notwendigen Gerätschaften und soll als gezielte Provokation gegen das Urheberrecht und Bemühungen, den Zugang zu Wissen zu kontrollieren. verstanden werden. Jeder Teil der Ausstellung verlangt hierbei von den Besucher*innen eine spielerische Auseinandersetzung und Interaktion mit dessen Inhalt – durch Lesen, Kopieren, (Wieder-)Benutzung, Suchen, Erinnern, Zeichnen, Dokumentieren etc. Der Besuch der Ausstellung berechtigt die Besucher*innen ausdrücklich zum Kopieren ihrer Inhalte.


LOGO, JÜRGEN STOLLHANS, 2019, Wandbild.

ZEITCOLLAGE, ANDREAS NIEGL und JÜRGEN STOLLHANS, 2019, Textinstallation, beschäftigt sich mit der Praxis des Kopierens in der Moderne.

LESERAUM, hier wurde zwischen den Texten der Zeitleiste eine Sammlung gebrauchter, verschmutzter, (raub-)kopierter, vergriffener oder digitalisierter Bücher, Kataloge und Faksimiles über Wissensverbreitung und Resource-Sharing eingestreut.

BOOK THAT WE FORGOT TO COPY, Buchinstallation.

FOTOKOPIERER, aus der Sammlung des Künstlers KLAUS URBONS des Museums für Fotokopie in Mülheim an der Ruhr.

THE RAPID PUBLISHER (gegründet 2016) präsentieren partizipative Fanzines, die durch unmittelbare Interaktion mithilfe analoger Fotokopierer erschaffen wurde.

DELIRIUM, MIRJA BUSCH, 2018, Die Rauminstallation wandelt die Leidenschaft für den theoretischen Aspekt in der Kunstwelt in ein neuartiges Spektrum an Objekten und somit eine neuartige Sinneserfahrung um. Das Ergebnis wird in 246 Flaschen mit Most, Brandy und purem Destillat aufbewahrt und in einer an eine Bibliothek erinnernde Bar ausgestellt.

RE-RUN, RAQS MEDIA COLLECTIVE, 2013, HD Video, 7.48 min ist ein Reenactment von Henri Cartier-Bressons Fotografie eines Bankensturms in Shanghai aus dem Jahr 1948.

FOTOSTUDIO, simuliert als Polaroid-Installation ein analoges Fotostudio. Alle Besucher*innen sind eingeladem vor unterschiedlichen Hintergrundkulissen, die Phänomene der Wissensbewahrung des 21. Jahrhunderts zeigen, Fotos zu machen.