DSP Seminar

• Do 14 04 – Do 14 07 2022 / 19:00 •
Potosí-Prinzip – Archiv


mit ELVIRA ESPEJO AYCA, ALICE CREISCHER, MIGUEL HILARI, JOANNE RODRIGUEZ, ANDREAS SIEKMANN u.a.

Das Dekoloniale Studienprogramm (DSP) vertieft in einem begleitenden Seminar die Inhalte und Themen der Ausstellung Potosí-Prinzip – Archiv. Diskutiert werden Formen (neo-)kolonialer Ausbeutung, Arbeitskämpfe in der Kunst und Widerstandsformen gegen kapitalistisch bedingte Umweltzerstörung. Gastvorträge und Lesungen, unter anderem von den Kurator*innen Alice Creischer und Andreas Siekmann sowie den Künstler*innen Elvira Espejo Ayca, Stefan Mörsch u.a. ergänzen das Seminar.

Das DSP Seminar zu Potosí-Prinzip – Archiv findet ab dem 14 04 2022 jeden Donnerstag im wöchentlichen Turnus statt und steht allen Intressierten offen.

Do 14 04 – Do 07 07 2022 | 19:00
Jeden Donnerstag, außer am 12 05, 26 05, 02 06 + 16 06
Academyspace, Herwarthstraße 3, 50672 Köln
In deutscher und englischer Sprache
Die Teilnahme ist kostenfrei
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Aktuelle Hinweise zu Corona finden Sie hier.

PROGRAMM

Do 14 04
mit Max Jorge Hinderer Cruz

Max Jorge Hinderer Cruz führt in der Auftaktveranstaltung des Seminars in die Entstehung und Thematik der Ausstellung ein und gibt einen Überblick zur Struktur und den weiteren Sitzungen.

Do 28 04
Filmscreening & Keynote Lecture

Harun Farockis Das Silber und das Kreuz untersucht das Bild Descripción del Cerro Rico e Imperial Villa de Potosí (Öl auf Leinwand 262 x 181 cm) von Gaspar Miguel Berrio, 1758, das sich im Museo Colonial Charcas de la Universidad San Francisco Xavier, Sucre (Bolivien) befindet. Farocki analysiert die Arbeitsbedingungen unter der Kolonialherrschaft in der berühmten Silberstadt Potosí. Der Film wurde für die Principio Potosí-Ausstellung produziert, kuratiert von Alice Creischer, Max Jorge Hinderer Cruz and Andreas Siekmann (2010-2011, MNCARS Madrid, HKW Berlin, MNA und MUSEF La Paz).

In seiner Keynote Lecture Art, Biopolitics and Colonialism spricht Max Jorge Hinderer Cruz über den Zusammenhang zwischen unserem Kunstverständnis und kolonialer Ökonomie. Das Wort ‚principio‘ kann im Spanischen zweierlei bedeuten: Anfang auf der einen Seite, Prinzip auf der anderen. In diesem Sinne markiert die Geschichte der berühmten Silberstadt Potosí in der heutigen bolivianischen Andenregion einen doppelten Anfang: die Geburt der Kunst als biopolitisches Instrument und den Beginn der Moderne.

Do 05 05
Vortrag und Diskussion mit Joanne Rodriguez

Am 05 05 2022 wird Joanne Rodriguez zu Gast sein und im Rahmen eines Vortrags Problematiken und Möglichkeiten der Ausstellung anhand des Archiv Begriffs analysieren. Unter dem Titel Das Potosí Prinzip-Archiv als dekoloniales Archiv? Eine Diskussion über Zugänglichkeit thematisiert sie dabei auch die Frage, an wen sich die Ausstellung richtet. Joanne Rodriguez ist seit April 2021 wissenschaftliche Volontärin am Museum Ludwig, wo sie die kommende Ausstellung HIER UND JETZT. Antikoloniale Eingriffe kuratiert.

Do 09 06
Filmvorführung und Vortrag mit Miguel Hilari
Aysa (La Paz, 1965 / 19 min.)
Bocamina (Potosí, 2018 / 22 min.)

Miguel Hilari, Filmemacher aus La Paz, Bolivien, ist zu Gast im DSP Seminar. Zusammen schauen wir seinen Film Bocamina. Der Film zeigt die Kolonialstadt Potosí. Am Grubenloch Gesichter von Bergarbeitern, die von der Arbeit kommen. In der Schule sehen sich Kinder alte Bilder aus der Mine an. Bilder aus anderen Zeiten. Außerdem zeigen wir mit Aysa einen frühen Film des bekannten bolivianischen Regisseurs Jorge Sanjinés, der die Geschichte des harten und unerbittlichen Lebens der Zinnbergleute erzählt.

Do 23 06
Buchvorstellung mit Alice Creischer, Andreas Siekmann und Max Jorge Hinderer Cruz

Am 23 06 werden Alice Creischer und Andreas Siekmann, Kurator*innen der Ausstellung Potosí-Prinzip – Archiv, zusammen mit Max Jorge Hinderer Cruz den Sammelband Potosí Principle Archive Volume 1–4 vorstellen. Der Katalog besteht aus 36 Broschüren, die in vier Bände gefasst sind und ist erschienen im Verlag Walther König. Seine Themen sind: Extraktivismus, Arbeit, Schulden, Inquisition, Maschinenkapitalismus und Dekolonisierungspraktiken.

Do 30 06
Filmvorführung und Diskussion
Ave Maria, llena eres des Rebeldía (La Paz, 2010 / 18 min.)

Maria Galindo ist Feministin und Gründungsmitglied von „Mujeres Creando“. Das Kollektiv aus La Paz nutzt die Straße als Raum für politische Kommunikation und hat sich vor allem durch die Produktion von Graffitis einen Namen gemacht, etwa mit Sprüchen wie "Ungehorsam, durch Dein Verschulden werde ich glücklich sein" oder "Frau, weder gehorsam noch ehrfürchtig, sondern frei, schön und verrückt“

Am 30 06 zeigen wir Ave Maria, llena eres des Rebeldía von Maria Galindo. Der Film entstand 2010 für das Principio Potosí Projekt in La Paz. Er dokumentiert einen Umzug auf dem Markt von La Paz mit dem Bild und der Dekonstruktion des Bildes Virgen del Cerro (Anonym, Potosí 1720).

Do 07 07
Buchvorstellung und Vortrag mit Reclaim Your City

Seit fast zwei Jahrzehnten finden sich unter dem Label Reclaim Your City (RYC) Künstler*innen und Gruppen zu kollektiv organisierten Ausstellungen, Wandmalaktionen, Kongressen und temporären Besetzungen zusammen. Das Buch BITTE LEBN des RYC-Netzwerks dokumentiert diese Bewegung, fragt aber auch nach den Grenzen künstlerischer Aktionsformen. Teil der Publikation sind die von Tobias Morawski gesammelten Utopische Strukturen, die als Antworten auf Albrecht Dürers Traumgesicht in der Ausstellung zu sehen sind.

Do 17 07
Die Piktogramme im Potosí-Archiv und die Kölner Progressiven

Das Potosí-Archiv wird strukturiert durch Piktogramme. Sie übersetzen die zentralen Fragen des Archivs in Bilderzählungen und sind im ganzen Archiv präsent, um komplexe Zusammenhänge zu erklären oder auch um den Künstler*innen eine visuelle Widmung zu geben. Diese visuelle Praxis bezieht sich auf die Kölner Progressiven, eine anarchosyndikale Künstlergruppe aus den 1920er und 30er Jahren, die Piktogramme entwickelte und sich mit der frühen Sowjetrepublik, den deutschen Räterevolutionen und dem spanischen Freiheitskampf solidarisierte, aber kritisch gegenüber dem staatsfixierten Kommunismus blieb.

An dem Darstellungsprinzip der Kölner Progressiven fasziniert die grafische Transparenz der Motive – entworfen aus geometrischen Grundformen, Schnitten, Farb- und Flächenumkehrungen, als würde ihre Konstruiertheit selbst darauf hinweisen, dass sie stets umkehrbare Argumente in einer politischen Erzählung sind. In dieser Darstellung ist das Subjekt Teil und nicht Autor einer dialektischen, geschichtlichen Bewegung.

In der letzten Sitzung des DSP Seminars gibt Andreas Siekmann Einblicke in seine im Potosí-Prinzip – Archiv gezeigten Arbeiten.