Gespräch mit der Kuratorin Aneta Rostkowska über die Bedeutung des Kuratierens
Kuratieren, ein Wort, das einem derzeit überall begegnet - aber was genau ist das eigentlich?
Kuratieren bedeutet die Gestaltung von Ausstellungen und - im Falle von Institutionen, die Sammlungen haben - die Betreuung der Sammlung. Was bedeutet es, eine Ausstellung zu gestalten? Ganz viel: Künstler*innen auszuwählen, wofür man ihre Ateliers und Ausstellungen besuchen muss, das Thema oder den Fokus zu bestimmen und zu entwickeln, gründlich dazu zu recherchieren, den materiellen Ausstellungsraum zu planen (manchmal mit spezieller Ausstellungarchitektur), ein Begleitprogramm zur Ausstellung zu entwerfen und zu realisieren. Wenn neue Kunstwerke für die Ausstellung produziert werden, muss man sie auch mit den Künstler*innen besprechen und die ganze Produktion betreuen.
Was ist an deiner Arbeit besonders spannend?
Was ich sehr faszinierend finde ist, dass die kuratorische Praxis sehr abwechslungsreich ist: Man beschäftigt sich sowohl mit der Theorie und der Recherche, also mit dem intellektuellen Inhalt der Ausstellung, als auch mit der Gestaltung des Ausstellungsraums, einer gewissen Materialität der Ausstellung, die sich an unsere Emotionen und Empfindungen wendet. Außerdem kann die Kuratorin die Ausstellungen sehr unterschiedlich konstruieren: Man kann thematisch vorgehen, aber zum Beispiel auch ein Gedicht oder ein Buch als Grundlage der Ausstellung wählen. In einer Soloausstellung kann man auch Kunstwerke anderer Künstler*innen zeigen, die beispielsweise eine Inspiration für das Werk der Hauptkünstler*in waren. Oder man verteidigt oder problematisiert eine bestimmte These. Es gibt einen sehr großen Spielraum. Was ich auch spannend finde, ist die Möglichkeit, mit den Künstler*innen im Kontakt/Austausch zu sein, sie sind oft faszinierende Persönlichkeiten.
Gibt es eines der von dir kuratierten Projekte bei der Akademie der Künste der Welt, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, die Paris-Köln Performance-Nacht, die ich zusammen mit Monika Gintersdorfer, Ekaterina Degot und Lea Genoud kuratiert habe. Monika organisierte dafür einen alternativen Open Call in Paris: Man konnte einen Antrag in jeglicher Form und Sprache einreichen, wir haben also auch Videos bekommen, in denen die Künstler*innen über Ihre Projekte erzählt haben. Dazu habe ich mit Lea die Künstler*innen aus Köln eingeladen. Wir haben insgesamt sieben Performances in Stadtgarten gezeigt, mit einer Party danach. Die Atmosphäre des Abends war wirklich toll.
Im Mai findet das Symposium „Rethinking Locality“ statt. Wie genau geht man so ein Projekt kuratorisch an?
Dieses Symposium entspringt aus einem langfristigen Interesse an das Funktionieren der Kunstinstitution. Als Kuratorin lese ich regelmäßig Texte, die sich auf das Kuratieren beziehen und versuche über meine Praxis zu reflektieren. Da die Fragen sehr komplex sind, lohnt es sich, sie zusammen mit anderen Menschen zu diskutieren. Ein Symposium ist ein sehr gutes Instrument des Zusammendenkens – man kann Expert*innen einladen, aber auch künstlerische Aussagen berücksichtigen und mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Um alles gut vorzubereiten, hatten wir u. a. Diskussionen im Team, habe ich Bücher und Texte zu dem Thema besorgt. Ich war außerdem auch im Austausch mit einem anderen Kurator, Alexander Koch.
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Informationen zum Symposium gibt es hier