Ausstellung
• Fr 08 04 – So 17 07 2022 •
POTOSÍ-PRINZIP – ARCHIV
ein Projekt von ALICE CREISCHER und ANDREAS SIEKMANN
mit MONIKA BAER, JOHN BARKER, STEPHAN DILLEMUTH, INES DOUJAK, ELVIRA ESPEJO AYCA, MARIA GALINDO, DIMITRY GUTOV, HARUN FAROCKI, MIGUEL HILARI, ZHIBIN LIN, DANITZA LUNA, MALVINA (FREUNDE DER TULPE IM DREIECK), EDUARDO MOLINARI, STEPHAN MÖRSCH, MUJERES CREANDO, TOBIAS MORAWSKI, PSYLLOS, DAVID RIFF, ROTER PLATZ (FUSION), KONSTANZE SCHMITT, XAVIERA VILAMITJANA DE LA CRUZ, KARIN DE MIGUEL WESSENDORF u.a.
Die Stadt Potosí im heutigen Bolivien war, basierend auf Zwangsarbeit, vom 16. bis ins 18. Jahrhundert eines der wichtigsten Silberabbaugebiete der Welt. Anhand der Geschichte der lateinamerikanischen Minenstadt lässt sich verdeutlichen, dass der europäische Kapitalismus nicht ohne die koloniale Ausbeutung von Menschen und Natur denkbar ist.
Die Ausstellung Das Potosí-Prinzip untersuchte vor 12 Jahren, welchen entscheidenden Einfluss die Silberausbeute auf die globale Wirtschaftsmacht der damaligen Zeit hatte und wie die Entwicklung der Industrie und des Bankenwesens durch den Kolonialismus und seine Verbrechen bedingt wurde. Gezeigt wurde die Ausstellung 2010/11 im Reina Sofia Museum in Madrid, im Haus der Kulturen der Welt in Berlin und im Museo nacional de Arte sowie im MUSEF in La Paz. Die Ausstellung Potosí-Prinzip – Archiv präsentiert nun das Archiv dieses Projekts, mit dem die Künstler*innen Alice Creischer und Andreas Siekmann seine blinden Flecken erforschen wollen und erneut an die Frage anknüpfen, wo heute das ‚Prinzip Potosí‘ - das Prinzip der globalen Ausbeutung - zu finden ist.
Diese Neubefragung geschieht anhand von zeitgenössischen Werken - Bildern und künstlerischen Objekten - die mit 36 künstlerisch gestalteten Heften verbunden sind. Die Themen- und Künstlerhefte sind durch ihre zahlreichen Bezüge untereinander verwoben und laden wie in einem Lesesaal zur Auseinandersetzung mit den Themenfeldern Dekolonisierung, Extraktivismus, Inquisition und Kapitalismus ein.
mit PÁVEL AGUILAR, DANIELLE ALMEIDA, ANARCHIVO SIDA, AIMAR ARRIOLA, PALOMA AYALA, PAULA BAEZA PAILAMILLA, ADRIANA DOMINGUEZ, ESPECTROS DE LO URBANO, NANCY GARÍN, MAX JORGE HINDERER CRUZ, MAURIZIO LAZZARATO, DANIEL LOICK, JOANNE RODRIGUEZ, SARAH FATIMA SCHÜTZ, ANTOINE SILVESTRE, VANESSA EILEEN THOMPSON, MARGARITA TSOMOU
Das Dekoloniale Studienprogramm (DSP) ist eine bildungsorientierte Veranstaltungsreihe mit einem Schwerpunkt auf Post-Koloniale, De-Koloniale und Anti-Koloniale Studien. Das DSP versteht sich als diskursiver Rahmen und Begleitprogramm zu den großen Ausstellungsprojekten der Akadmie der Künste der Welt (ADKDW) und als Ort eigener Wissensproduktion. Inhaltlicher Fokus von 2022 bis 2024 ist die Untersuchung des strukturellen Kolonialismus auf globaler sowie lokaler Ebene und dessen Auswirkungen auf Regierungsformen, Ökonomie und Umwelt, Wissen und Wissenstransfer.
Im Herbst 2022 veranstaltet das DSP drei Formate: In der gemeinsamen Diskursreihe Über Gewalt führen das HAU Hebbel am Ufer und die ADKDW eine Auseinandersetzung mit heutigen Ausdrucksformen von Gewalt gemeinsam mit geladenen Philosph*innen.
Eine Reading Group ermöglicht begleitend die inhaltliche Vertiefung anhand der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Franz Fanons Die Verdammten dieser Erde und den Texten der Online Lectures der Über Gewalt Reihe.
Ein Ausstellungseminar beschäftigt sich mit der Ausstellung HIER UND JETZT. Antikoloniale Eingriffe im Museum Ludwig (08 10 2022 – 05 02 2023), die anderen Wissensperspektiven auf die ständige Sammlung des Hauses eröffnen möchte. Dabei kommen die Künstler*innen selbst zu Wort und treten mit den Besucher*innen in Dialog. Mit dem Ausstellungsseminar lädt die ADKDW die Teilnehmenden dazu ein, selbst einzugreifen und den Dialog unter #MLInterventions auf Social Media fortzuführen.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen des Dekolonialen Studienprogramms steht allen Interessierten offen. Anmeldung und weitere Informationen unter decolonialstudies@adkdw.org
mit AIMAR ARRIOLA, GISCARD BOUCHOTTE, YVAN HERVÉ BUTERA, MERV ESPINA, NANCY GARÍN, ANTOINE SILVESTRE, LINDA VALDÉS, SHELLY QUEST
Die ADKDW Residency bringt auch 2023 internationale Denker*innen und Künstler*innen nach Köln, um sich hier mit lokalen Akteur*innen zusammenzuschließen und das Potential einer interkulturellen urbanen Gesellschaft sichtbar zu machen. Damit soll internationalen Kunst- und Kulturschaffenden die Möglichkeit gegeben werden, die Region Köln und ihre Kunst- und Kreativszene intensiv kennenzulernen, Recherche zu betreiben und neue Impulse für die eigene Arbeit zu finden.
Artists-in-Residence 2023
2023 freuen wir uns besonders, den Künstler und Kurator, sowie ADKDW-Mitglied, MERV ESPINA aus Manila, Philippinen, für einen Residency Aufenthalt in Köln begrüßen zu dürfen. Espina co-initiierte 2014 die Kalampag Tracking Agency und das Kamuning Public Radio. Seine künstlerischen Auseinandersetzungen resultieren in Installationen und Filmvorführungen, Seminaren und Magazinen, Musik, Choreografien und Parfumproduktionen. Seine Kunstprojekte waren auf der Jakarta Biennale 2015 und der Yokohama Triennale 2020 zu sehen.
Auf Vorschlag des Rats der Akademiemitglieder wurde für dieses Jahr außerdem der haitianische Kurator GISCARD BOUCHOTTE (Port-au-Prince, Haiti) nach Köln eingeladen. Bouchotte kuratierte 2011 den ersten Pavillon der Republik Haiti auf der Biennale di Venezia. Zu seinen jüngsten Projekten gehören Périféériques, ein Wanderprojekt, das neue künstlerische und soziale Praktiken in stadtnahen Räumen (Benin, Senegal, Haiti) erforscht, und die Nuit blanche in Port-au-Prince, ein Plädoyer für Künstler, sich in städtischen Projekten zu engagieren. 2022 war Bouchotte an der Ausstellung YOYI! Care, Repair, Heal im Martin-Gropius-Bau in Berlin beteiligt.
Forschungsarbeit zum Thema HIV/ AIDS
Durch Unterstützung der Kunststiftung NRW können erneut AIMAR ARRIOLA, NANCY GARÍN, ANTOINE SILVESTRE sowie erstmalig LINDA VALDÉS nach Köln eingeladen werden. Das Künstler*innen und Aktivist*innen Kollektiv Anarchivo SIDA (AIDS Anarchive) kann so seine Kollaboration mit der ADKDW und seine Forschungsarbeit zum Leben mit HIV/AIDS in Köln in den Jahren 1989-1996 vor Ort weiterführen. Anarchivo SIDA forscht zum Thema Leben mit HIV/AIDS im Kontext geopolitischer Umbrüche und befasst sich derzeit speziell mit dem Fallbeispiel Köln zur Zeit der Wende, von Bonner zu Berliner Republik.
Participatory Residency Program (PRP)
Geprägt von intersektionalen, dekolonialen und machtkritischen Ansätzen erkundet das Participatory Residency Program neue Formen der Zusammenarbeit und richtet sich an queere Personen of Colour. Ziel ist es, marginalisierten lokalen Akteur*innen und Communities die aktive und langfristige Teilhabe am Programm der ADKDW zu ermöglichen.
Die Musikerin, Produzentin und Designerin SHELLY QUEST ist seit Januar 2023 Artist-in-Residence im Rahmen des Participatory Residency Program. In Zusammenarbeit mit der Jugendwerkstatt Chorweiler des Jugendfreizeitwerks Köln e.V. entwickelt sie während der ersten Jahreshälfte 2023 ein partizipatives Programm für junge Menschen aus dem Kölner Norden.
Ab dem Sommer 2023 freuen wir uns, YVAN HERVÉ BUTERA (he/they) in Köln begrüßen zu dürfen. Yvan Hervé Butera, geboren in Ruanda, begründete das Kaze Film Festival, des erste Queer Film Festival in seinem Heimatland. 2022 co-organisierte Yvan Hervé Butera außerdem die erste Kigali Pride-Feier.
Das Participatory Residency Program wird realisiert mit freundlicher Unterstützung des Landschaftsverband Rheinland (LVR).
Kontakt und weitere Informationen: residency@adkdw.org
Perverse Decolonization ist ein internationales Forschungs- und Diskussionsprojekt, das sich mit der aktuellen Krise der Postcolonial Studies und der Identitätspolitiken befasst und kritisch fragt, wie sich diese möglicherweise durch neue erstarkende Nationalismen vereinnehmen lassen. Das 2018 gestartete Projekt untersucht, inwiefern sich die Agenda der Dekolonisierung in reaktionären Projekten wiederfindet und welche neuen Formen der Solidarität und des gemeinsamen Handelns dieser Gefahr entgegenwirken können. Das Projekt versammelt eine internationale Arbeitsgruppe von Kunstschaffenden, Autor*innen, Kurator*innen und Theoretiker*innen aus verschiedenen Regionen der Welt (Ostasien, Naher Osten, Ost- und Westeuropa, USA). Gemeinsam untersuchen sie den Begriff der ‚pervertierten Dekolonisierung‘ im Sinne eines emanzipatorischen Prozesses, der möglicherweise fehlgeschlagen ist, der aber auch zurechtgebogen wurde, um neuen Begehrlichkeiten zu entsprechen.
Im Sommer 2021 erscheint eine Publikation zu dem Projekt.
Perverse Decolonization wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
Hybrid Transactions erkundet die Bedeutung von Hybridität angesichts des beispiellosen Austauschs und der Bewegung von Menschen, Kulturen, Gütern und Erwartungen in der gegenwärtigen Zeit und besonders im westlichen Kontext.
found:erased:palimpsest ist ein öffentlich-künstlerisches Projekt, das kollaborativ mit vielen Öffentlichen Historiker*innen gestaltet wird. Die Öffentlichen Historiker*innen sind Personen, die am Erzählen und Schaffen einer größeren Geschichte mitwirken, indem sie ihre persönlichen, familiären und sozialen Erinnerungen teilen, kommentieren und darüber spekulieren
Original Fakes befasst sich mit Produktionsprozessen, die die hegemoniale Logik des Marktes unterwandern, indem sie von vielgestaltigen ‚post-original‘-Methoden Gebrauch machen. Zu diesen zählen unter anderem das Upcyling als materielle Praxis und postkoloniale Taktik, die Wiederaneignung und Neuinterpretation handwerklicher Fähigkeiten in postindustriellen Arbeitskontexten, die Individualisierung von Technologien und die Umkehrung der Politik der Aneignung.
Sites at Stake befasst sich mit den unterschiedlichen interessegeleiteten Einflüssen, die am Entstehen und Verschwinden eines Ortes mitwirken – sei es ein Wohnort oder ein Ort des Gedenkens, ein Raum öffentlicher Minderheitskultur oder hegemonialer Populärkultur, ein postkoloniales oder postindustrielles Relikt, ein Gebiet militärischer Invasion oder fantastischer Kunst.
Die Junge Akademie ermöglicht es, in einem Forum politisch drängende Fragen künstlerisch zu reflektieren und sich darüber auszutauschen. Alle Interessierten können so alternative Formen der Bildung und Auseinandersetzung mit künstlerischen und intellektuellen Themen kennenlernen und mitgestalten. Die Projekte dieses Programms bedienen sich unterschiedlicher Genres – von Performance und Musik über Videokunst und bildende Kunst sowie Tanz und Literatur bis hin zu Fotografie und Design. Die Schnittmenge aller Teilnehmenden ist das Interesse an der kritischen Auseinandersetzung mit ästhetisch-forschender Kunst, politischen Themen und an der transdisziplinären Kollaboration mit anderen Kunst- und Kulturinteressierten.
Unter der künstlerischen Leitung von Ekaterina Degot fand von 2014 bis 2017 zweimal im Jahr, jeweils für einen Zeitraum von zwei Monaten die PLURIVERSALE statt. Mit ortsbezogenen Projekten, Ausstellungen und Konzerten, Diskussionen, Filmvorführungen und performativen Symposien stellte sie eine Alternative dar zu den Rhythmen der Biennalen und deren Narrativen – die oft universalistisch und doch gleichermaßen relativistisch ausfallen. Der Name des Programmformats bezog sich auf das Konzept der Pluriversalität, wie es von Enrique Dussel, Walter D. Mignolo und anderen Denkern aus dem Kontext der Postcolonial Studies vorgeschlagen wurde. Dieses beruht auf der Idee, dass keine universalistische, sondern eine ‚pluriversale‘ Weltsicht notwendig ist, die von geteilten Geschichten und Kosmologien ausgeht, deren wechselseitige Beziehungen wiederum durch das koloniale Machtdifferential reguliert werden. In diesem Sinne konnte die PLURIVERSALE als eine Plattform verstanden werden, die ein vereinheitlichendes Narrativ zurückweisen sollte – zugunsten einer kritischen Zusammenführung verschiedener ‚Welten‘, vorwiegend verbunden durch ihre kritische und widerständige Haltung gegenüber der Vorstellung einer singulären Moderne und ihres universalistischen Anspruchs.