Filmpremiere und Gespräch

• Mi 30 11 2016 •
Desert of the Real Christian von Borries

19:00

Desert of the Real. A: The Simulacrum of War. B: Venice Vice, a franchise fatigue, 70', Deutschland 2016, Farbe, Englisch

Ort: Filmforum im Museum Ludwig, Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln
3 €
Anschließendes Gespräch in deutscher Sprache

In Kooperation mit der ifs internationale filmschule köln

Gefördert aus Mitteln der Film und Medien Stiftung NRW

Vor sechs Jahren ist die Immobilienblase geplatzt und schon erobert sich die Natur die schillernden Projektentwicklungsruinen zurück. Ganze Vorstädte von Phoenix, Arizona sind von Steppenläufern überwuchert. Im postsowjetischen Georgien verwittern an der Küste des Schwarzen Meeres nie fertiggestellte Ferienanlagen. In Abu Dhabi verdorren Palmen zwischen halb fertigen Filmstudios und Sportstätten. Hier findet nun die größte Waffenmesse der Welt statt – in der gleichen Art Wüste, die heutzutage auch Schauplatz der meisten realen und virtuellen Kriege ist. Anderswo entstehen neue, menschengemachte Wüsten: Einkaufszentren als Nachbildungen von Venedig, bewohnt von lebenden Toten … Für seinen neuen Film hat Christian von Borries diese modernen Einöden bereist. In einer üppigen Collage aus gespielten Szenen und dokumentarischem Material erweitert er die Metapher des Ödlands, um die gegenwärtige medial orientierte Realität darin einzuschließen. Er entlarvt die Leere und potenzielle Gewalt im Innersten der vielen holografischen Simulationen und Repliken einer auf Selfies und Instagram-Tweets zugeschnittenen Welt. Nach dem Screening diskutiert von Borries mit der Videokünstlerin SANDRA SCHÄFER und dem Kritiker CHRISTIAN HÖLLER Strategien des Dokumentarfilms in der Auseinandersetzung mit komplexen und oft gewaltsamen Bildpolitiken.

Christian von Borries ist Orchesterdirigent, Komponist, Filmemacher und Produzent ortsspezifischer, psychogeografischer Projekte. Seine Werke sind Auftragsarbeiten für das Lucerne Festival, das Kunstfest Weimar, die Volksbühne Berlin, Kampnagel Hamburg, die documenta 12 und andere. Von Borries lebt und arbeitet in Berlin.