Die Frühjahrssaison 2018 war die erste Saison der neuen Künstlerischen Leiterin der Akademie der Künste der Welt, Madhusree Dutta.

In Zusammenarbeit mit der Kölner Galerie Gold + Beton wurde die Saison am Ebertplatz eröffnet. Diese Veranstaltung war ein deutliches Signal, dass sich die Akademie von nun an stärker der Stadt und der Region zuwenden wird. Im Zusammenschluss der Ebertplatz-Passage, die sich in einer prekären Situation befand, und der Akademie, die Anfang des Jahres ebenfalls eine schwierige Phase durchzustehen hatte, konnten kreative und politische Energien entstehen. Die Publikumsresonanz war beispiellos hoch und positiv. Es ist ermutigend zu sehen, dass sowohl die Akademie als auch die Ebertplatz-Passage seitdem einen weiten Weg zurücklegen konnten.

Kurz darauf wurde die Programmachse found:erased:palimpsest vorgestellt. Dieses Projekt, das öffentliche Erinnerungen aus und an Köln und NRW zu einer digitalen öffentlichen Installation zusammenführt, setzt auf die Zusammenarbeit mit zahlreichen dokumentarischen Initiativen, kulturellen Gruppen, akademischen Institutionen, kommunalen Einrichtungen und einzelnen Künstler*innen und Archivar*innen. Das Team der Akademie ist überwältigt von den positiven Reaktionen und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Institutionen wie DOMID, Institut für Kunst und Kunsttheorie/Universität Köln, Interkultur Ruhr, mit Kunstgruppen wie CAT Köln und Atelier Automatiqe und Gemeindeorganisationen wie BaustelleKalk und der Alten Feuerwache – während stets neue Vorschläge und Anfragen für Kollaborationen hinzukommen. Über dieses große Netzwerk von Institutionen und Initiativen sollen schließlich die öffentlichen Erinnerungen zugänglich gemacht und gemeinsam durch verschiedene künstlerische Strategien archiviert werden.

In ihrem Frühjahrsprogramm hat die Akademie eine Vielzahl von Veranstaltungen – Lesungen, Workshops, Screenings, Performances – mit lokalen und internationalen Gästen veranstaltet. Im Zuge dieser Veranstaltungen konnte eine Vielzahl zeitgenössischer Erinnerungspraktiken zusammengetragen werden und das städtische Publikum so eine ‚Archivkompetenz‘ entwickeln.

Das Programm von found:erased:palimpsest läuft über 3 Jahre und mündet in ein Festival of Memories und in die frei zugängliche digitale Archiv-Website loading.cologne.

Die zweite Programmachse, die in der Frühjahrssaison angestoßen wurde, ist Sites at Stake. Dieses Programm befasst sich mit den unterschiedlichen interessegeleiteten Einflüssen, die am Entstehen und Verschwinden eines Ortes mitwirken – sei es ein Wohnort oder ein Ort des Gedenkens, ein Raum öffentlicher Minderheitskultur oder hegemonialer Populärkultur, ein postkoloniales oder postindustrielles Relikt, ein Gebiet militärischer Invasion oder fantastischer Kunst. Darüber hinaus beschäftigt sich Sites at Stake mit Querverweisen zwischen dem Internationalen und dem Lokalen.

An diese Programmachse war auch die Ausstellung Global Positioning System (GPS) Not Working angeschlossen: Eine Ausstellung, die sich mit Orten und Räumen auseinandersetzte, die vergessen, gelöscht oder zum Verschwinden gebracht worden waren – weshalb die Entfernungen zu diesen Orten nicht mit mehr mit den üblichen Methoden messbar sind. Die Ausstellung und das dazugehörige Programm konnten Verbindungen schaffen zwischen von der Polizei entführten mexikanischen Studenten und den Opfern außergerichtlicher Ermordungen in Bangladesch, Dialoge zwischen der Einsamkeit einer verlassenen Frau im vom Krieg zerrissenen Libanon und einem kaschmirisch-amerikanischen Exil-Dichter, zwischen den Erinnerungen an die rassistische Gewalt in Afghanistan und an jene in der Keupstraße in Köln-Mühlheim.

Rethinking Locality war ein internationales Symposium, das die sozialen Bedeutungen und kulturellen Nuancen der Mikro- und Makroebenen Lokalität und Globalität/Internationalität durch zeitgenössische künstlerische Praktiken ins Auge gefasst hat. Verschiedene Community-Kunstgruppen aus ganz Europa (Paris, Krakau, Brüssel, Mechelen, Berlin, Köln, NRW) haben ihre Strategien und Ansätze vorgestellt, um die Themen gemeinsam vor einer breiteren Öffentlichkeit im Kontext von lokalen Realitäten zu diskutieren.

Darüber hinaus wirkt die Akademie durch:

Die Junge Akademie – ein alternatives künstlerisches Bildungsprogramm für Jugendliche zwischen 18 und 28 Jahren. Es bietet ein Forum, um gemeinsam mit eingeladenen Gästen künstlerisch über politisch drängende Fragen nachzudenken. Das Frühjahrsprojekt der Jungen Akademie war der Workshop Wild Things - Sounds and Narratives.

Das Fellowship- und Residenz-Programm: Dieses Programm, im Zuge dessen Stipendien und Residenzen an internationale Künstler*innen vergeben werden, hat für die Akademie in der Vergangenheit eine zentrale Rolle gespielt. So konnten bereits viele erfolgreiche Interaktionen zwischen der Stadt und verschiedenen internationalen Praktiken und Künstler*innen ermöglicht werden. Aufgrund der Etatkürzung musste dieses Programm jedoch verkleinert werden. In der Frühjahrssaison hatte die Akademie nur einen Fellow zu Gast: Percy Zvomuya, Autor und Journalist aus Simbabwe und neues Akademiemitglied.

Mitglieder der Akademie: In diesem Jahr sind dem Mitgliedergremium vier Personen beigetreten:

MI YOU, Peking / Köln: Kuratorin, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthochschule für Medien (KHM) / Köln
MAX JORGE HINDERER CRUZ, Rio de Janeiro: Kulturwissenschaftler, Kurator
NANNA HEIDENREICH, Berlin: Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin, Professorin für Digital Narratives an der ifs – internationale filmschule köln
PERCY ZVOMUYA, Simbabwe: Autor und Journalist

Im Juli fand die alljährliche Mitgliederversammlung statt. Am 20. Juli präsentierten die Mitglieder ihre Arbeiten und Ansätze im Academyspace der Öffentlichkeit.

Das gesamte Team der Akademie freut sich nun auf das kommende Herbstprogramm. In dieser Saison wird eine neue Programmachse eingeführt: Festival of Original Fakes.